Traum von Gesangskarriere: Mainzerin Guénaelle Mörth erhält Sparkassen-Musikstipendium

Von Torben Schröder

MAINZ - Für ihre Weihnachtsabende daheim könnte die Familie Mörth eigentlich Eintritt verlangen. Guénaelle Mörth und ihre drei Geschwister, die allesamt Musik studieren oder studiert haben, stellen dann ein eineinhalbstündiges Programm zusammen. Solo-Arien, Duette, vierstimmige Weihnachtslieder, Eigenkompositionen ihres Bruders Julian Wörth – der Wunsch der Eltern nach einem Konzert wird als Ehrensache begriffen. Schließlich haben der Risikomanager bei der Postbank und die Schriftstellerin ihren vier Kindern die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt. „Sie wollten, dass wir alle ein Instrument lernen“, erzählt Guénaelle Mörth, „das ist dann ein bisschen ausgeartet.“

Bei sieben Hochschulen hat sich die 19-Jährige, die im Frühjahr ihr Abitur am Frauenlobgymnasium gemacht hat, beworben. In Frankfurt oder Mannheim würde sie auf Bruder oder Schwester treffen. Beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ wurde sie Erste, auf Bundesebene kam sie unter die Top Fünf. Im Landesjugendchor ist sie engagiert, auch in der Schulband. Am liebsten würde sie in Frankfurt bei Professor Thomas Heyer studieren. „Beim Gesang wird auf sehr unterschiedliche Weise unterrichtet“, sagt Guénaelle Mörth, „es passiert ja alles im Körper. Die Stimme kann man trainieren wie jeden anderen Muskel auch.“ Bei einem Probe-Kurs Heyers habe man schon nach wenigen Minuten markante Verbesserungen gehört.

Und genau das ist Mörths Ziel, ob als Sopranistin oder Mezzosopranistin. Eine Hilfe wird das Sparkassen-Musikstipendium Rheinland-Pfalz sein, wo sie als eines von fünf Musik-Talenten landesweit mit 3000 Euro bedacht wurde. Mit dem Geld kann sie Meisterklassen und Unterrichtskurse renommierter Lehrer besuchen.

Als Chorsängerin fing Mörth mit acht Jahren an, seit sieben Jahren nimmt sie Gesangsunterricht. „Aus Spaß spiele ich auch noch Cello und Trompete“, erzählt die 19-Jährige. Für andere Hobbys abseits der Musik bleibe kaum noch Zeit. Urlaub machte sie 2016 beim Rock am Ring. „Das Musikstudium ist sehr risikoreich und schwierig, vor allem im Bereich Gesang“, weiß Peter Stieber vom Landesmusikrat, der das Stipendium zusammen mit dem Sparkassenverband und dem SWR vergibt, „der Musikmarkt ist äußerst kompliziert, aus dem Ausland drängen immer mehr junge Menschen hinein.“ Doch Guénaelle Mörths Eltern stehen hinter ihr.

„Man wird nicht reich, muss viel arbeiten, wird nicht unbedingt immer gut behandelt“, sagt sie. Aber etwas anderes kann sie sich dennoch nicht vorstellen. Ihr Bruder Julian ist zwischenzeitlich auf Informatik umgestiegen – und komponiert gerade eine Oper. „Er ist der talentierteste von uns allen“, sagt seine kleine Schwester, die beim Bundeswettbewerb auch ein Stück aus der Feder ihres Bruders sang.

„Auch wer irgendwann umsteigt, bleibt der Musik ein Leben lang treu. Auch als Laie ergeben sich viele tolle Möglichkeiten“, sagt Stieber. Doch Guénaelle Mörth will ihrem Traum, als klassische Sängerin Karriere zu machen, mit aller Entschlossenheit nachgehen. Bühnenrollen in den Opern „Carmen“ oder „Tosca“ wünscht sie sich. „Wenn es dieses Jahr mit den Bewerbungen nicht klappt, probiere ich es nächstes Jahr wieder.“

Zur Newsübersicht