Demokratiegeschichte erinnern

Demokratiegeschichte erinnern - Das Beispiel Deutschland

Geschichte ist (re-)konstruierte Vergangenheit. Im Gegensatz zur Vergangenheit, die als lange Reihe von früheren Ereignissen hinter uns liegt, existiert Geschichte nicht per se, sondern sie ist ein von einzelnen Menschen, von Gruppen oder sogar von ganzen Gesellschaften erzeugtes Pro­dukt. Die ursprünglichste Form von Geschichte ist die Erzählung. Mit ihr trifft der*die Er­zähler*in eine Auswahl und holt aus der Vielfalt des Vergangenen einzelne für sie*ihn wichtige Ereignisse wieder zurück ins Gedächtnis und lässt sie gleichsam wieder lebendig werden. Schon früh haben die Menschen sich auch anderer Medien bedient, um Geschichte(n) zu er­zählen: Statuen, Denkmäler, Bücher, Gebäude – um nur einige besonders wichtige zu nennen.

Da Geschichte konstruierte Vergangenheit ist, finden sich oft unterschiedliche, bisweilen konkurrierende, nicht selten auch einander widersprechende oder sogar sich bekämpfende Erzählungen von Vergangenem. Geschichtserzählungen geben daher nicht nur Auskunft über Vergangenes, sondern vor allem auch über uns selbst, die wir an der Geschichtsschöpfung beteiligt sind.

Diese besonderen Eigenschaften von Geschichte waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekannt, als er in seinem im März 2019 in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ veröffentlichten Artikel (einsehbar an der Stellwand) dafür warb, mehr für die Erinnerung an die deutsche Demokratiegeschichte zu tun. Gerade in Zeiten gefährdeter Demokratien brauche es eine gemeinsame Erinnerung, die die Schattenseiten und das Scheitern sowie die Glanzlichter und die Helden der Demokratie­entwicklung in Deutschland gleichermaßen in den Blick nimmt: „Was sich nicht wiederholen soll, darf nicht vergessen werden. Aber auch an das, was Vorbild war, was Bestand und Zukunft haben soll, muss erinnert werden.“

Steinmeiers Text diente als Roter Faden für die Beschäftigung des 12er LK mit dem sogenannten „Langen 19. Jahrhundert“, in welchem Deutschland wichtige Schritte hin zur heutigen Demo­kratie unternahm. Abgeschlossen wurde diese Unterrichtseinheit mit einem Projekt, bei dem die Schülerinnen und Schüler des LK selbstständig eigene Geschichts-Produkte zum Thema „Demokratiegeschichte erinnern – Das Beispiel Deutschland“ erarbeiteten. Eine Auswahl dieser Arbeiten ist bis Anfang Februar in der Bibliothek ausgestellt. Allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Ausstellung stattfinden konnte, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Dr. A. Walther

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